Teilungserklärung – was Wohnungskäufer wissen sollten

Bevor man den Kauf einer Eigentumswohnung in Betracht zieht, ist es notwendig, sich mit verschiedenen rechtlichen Dokumenten vertraut zu machen. Eines dieser wichtigen Dokumente ist die Teilungserklärung. In diesem Artikel erfahren Sie, warum das Dokument wichtig ist, welchen Zweck es erfüllt und warum es entscheidend ist, sich vor einem Wohnungskauf gründlich über seinen Inhalt zu informieren.

Teilungserklärung aufmerksam lesen
besser vor einem Kauf informieren Foto: Martine auf Pixabay

Was ist eine Teilungserklärung?

Die Teilungserklärung ist ein rechtliches Dokument, das bei der Errichtung einer Eigentumswohnanlage erstellt wird. Sie regelt die rechtlichen und organisatorischen Aspekte des gemeinschaftlichen Eigentums und legt die Rechte und Pflichten der einzelnen Wohnungseigentümer fest. Die Erklärung wird oft zusammen mit der Gemeinschaftsordnung und dem Aufteilungsplan erstellt und bildet die Grundlage für das Zusammenleben in einer Wohnanlage.

Der Zweck der Teilungserklärung:

Die Teilungserklärung erfüllt mehrere wichtige Zwecke. Einer davon besteht darin, das gemeinschaftliche Eigentum zu definieren und die einzelnen Einheiten, wie beispielsweise die Wohnungen, Stellplätze oder Kellerabteile, zu identifizieren. Sie beschreibt auch das Verhältnis der einzelnen Einheiten zueinander und zum gemeinschaftlichen Eigentum.

Des Weiteren legt das Dokument die Rechte und Pflichten der Wohnungseigentümer fest. Dazu gehören beispielsweise die Nutzung des gemeinschaftlichen Eigentums, die Regelungen zur Instandhaltung und Instandsetzung der Anlage, die Verteilung der Kosten und die Bestimmungen zur Verwaltung der Wohnanlage. Die Teilungserklärung kann auch Regelungen zu Themen wie Tierhaltung, Lärmbelästigung oder baulichen Veränderungen enthalten.

Warum sollten Wohnungskäufer sich vor einem Kauf informieren?

Es ist absolut notwendig, dass Wohnungskäufer sich vor dem Kauf ausführlich über den Inhalt der Teilungserklärung informieren. Durch die Kenntnis der darin festgelegten Regelungen können potenzielle Käufer die Bedingungen und Einschränkungen des gemeinschaftlichen Lebens in der Wohnanlage verstehen. Hier sind einige Gründe, warum eine genaue Prüfung einer Teilungserklärung ratsam ist:

Das beinhaltet die Teilungserklärung:

1. Verbindliche Regeln

Die Teilungserklärung legt verbindliche Regeln für das Zusammenleben fest. Es ist wichtig zu wissen, welche Beschränkungen und Verpflichtungen damit einhergehen, um sicherzustellen, dass sie mit den eigenen Vorstellungen und Bedürfnissen vereinbar sind.

2. Finanzielle Aspekte

Die Erklärung enthält Informationen über die Verteilung der Kosten für Wartung, Reparaturen und Versicherung. Durch die Kenntnis dieser finanziellen Verpflichtungen können potenzielle Käufer besser einschätzen, ob die Wohnanlage langfristig bezahlbar ist.

3. Rechte und Pflichten

Das Dokument definiert die Rechte und Pflichten der Wohnungseigentümer. Es ist schon notwendig zu wissen, welche Rechte einem zustehen, aber auch welche Verantwortlichkeiten damit verbunden sind.

4. Gemeinschaftliches Leben

Die Erklärung kann auch Regelungen enthalten, die das gemeinschaftliche Leben betreffen, wie beispielsweise Ruhezeiten, Haustierregelungen oder Möglichkeiten zur Teilnahme an Entscheidungsprozessen in der Wohnanlage. Diese Regelungen können Auswirkungen auf den persönlichen Lebensstil haben und sollten daher vor dem Kauf bekannt sein.

Bestimmungen in der Teilungserklärung, die das Gesetz vorschreibt

Das Wohnungseigentumsgesetz (WEG) gibt bestimmte Bestandteile vor, die in einer Teilungserklärung enthalten sein müssen. Diese gesetzlich vorgegebenen Bestandteile dienen dem Schutz der Wohnungseigentümer und der ordnungsgemäßen Organisation der Wohnanlage. Hier sind einige der inhaltlichen Vorgaben des WEG:

1. Beschreibung des gemeinschaftlichen Eigentums

Die Teilungserklärung muss eine genaue Beschreibung des gemeinschaftlichen Eigentums enthalten, einschließlich der Lage, Größe und Art der einzelnen Einheiten sowie der Gemeinschaftseinrichtungen.

2. Festlegung der Miteigentumsanteile

Jeder Wohnungseigentümer hat einen Miteigentumsanteil an der Gesamtanlage. Die Teilungserklärung muss die Berechnung und Festlegung dieser Miteigentumsanteile angeben.

3. Regelungen zur Kostenverteilung

Die Teilungserklärung muss Bestimmungen enthalten, die die Verteilung der Kosten für Instandhaltung, Verwaltung, Versicherung und andere gemeinschaftliche Ausgaben regeln. Hierbei sind in der Regel die Miteigentumsanteile als Berechnungsgrundlage heranzuziehen.

4. Bestimmungen zur Verwaltung:

Die Teilungserklärung muss Regelungen zur Verwaltung der Wohnanlage enthalten, einschließlich der Bestimmung eines Verwalters oder einer Eigentümergemeinschaft, die für die Verwaltung zuständig ist.

Was Eigentümergemeinschaften selbst regeln können

Neben den gesetzlichen Vorgaben können Wohngemeinschaften zusätzlich bestimmte Regelungen in der Teilungserklärung festlegen. Diese zusätzlichen Bestimmungen können Aspekte des gemeinschaftlichen Lebens regeln, die nicht explizit im WEG geregelt sind. Hier sind einige Beispiele für Bestimmungen, die von Wohngemeinschaften selbst festgelegt werden können:

1. Nutzungseinschränkungen

Die Wohngemeinschaft kann Regeln für die Nutzung der Wohnanlage aufstellen, z.B. bezüglich Tierhaltung, Lärm oder baulichen Veränderungen.

2. Gemeinschaftseinrichtungen

Die Teilungserklärung kann Regelungen für die Nutzung von Gemeinschaftseinrichtungen wie Waschküche, Fitnessstudio oder Gemeinschaftsräume enthalten.

3. Entscheidungsprozesse

Die Wohngemeinschaft kann Bestimmungen zur Abstimmung und Beschlussfassung über gemeinschaftliche Angelegenheiten aufnehmen, um den Entscheidungsprozess innerhalb der Gemeinschaft zu regeln.

4. Sonderregelungen

 Es können spezielle Bestimmungen festgelegt werden, die den individuellen Bedürfnissen und Anforderungen der Wohngemeinschaft entsprechen, solange sie nicht gegen geltendes Recht verstoßen.

Wichtig ist dabei, dass solche zusätzlichen Bestimmungen nicht im Widerspruch zum WEG oder anderen geltenden Gesetzen stehen dürfen. Bei der Formulierung von individuellen Bestimmungen sollten Eigentümer besser juristischen Rat einholen, um sicherzustellen, dass sie rechtlich wirksam und durchsetzbar sind.

Teilungserklärung verloren – kein Problem

Es kommt immer wieder vor, dass man das Dokument verlegt oder beim ausmisten eines Kellers versehentlich entsorgt. Den Verlust bemerkt man oft erst dann, wenn man das Dokument wieder benötigt. Dann kann das Dokument über das Notariat, bei welchem auch der Kauf der Wohnung beurkundet wurde, wieder besorgt werden. Auch in den Archiven der Grundbuchämter kann das Dokument eingesehen und kopiert werden.

Typischer Streit rund um die Teilungserklärung

Teilungserklärung: wenn gewerbeliche Nutzung zulässig ist - aber ein Restaurant im Haus darf bestimmten Lärmpegel nicht überschreiten
Bistro in der Wohnanlage erlaubt? Foto Skitterphoto auf Pixabay

Betrieb eines Bistros in der Wohnanlage

In einem aktuellen Streitfall klagte ein Eigentümer gegen den Betrieb eines Bistros in der Wohnanlage, weil er der Meinung war, dass in der Teilungserklärung zwar eine gewerbliche Nutzung zugelassen war, aber nicht ausdrücklich der Betrieb eines Bistros oder Restaurants erfasst sei. Das Amtsgericht widersprach dem. Begründung: wegen der zulässigen gewerblichen Nutzung ist der Betrieb des Bistros zulässig. Der Eigentümer kann sich deshalb nicht grundsätzlich gegen diese Art der Nutzung wehren. Aber: Wenn Geruchs- oder Geräuschbeeinträchtigungen über das gesetzlich festgeschriebene Maß hinausgehen, kann der Eigentümer gegen solche einzelnen Verstöße vorgehen.

Fazit: Das Beispiel verdeutlicht die Tragweite der Regelungen in einer Teilungserklärung und soll Käufer für die Aspekte sensibilisieren, die eine Kaufentscheidung beeinflussen können.

Wenn Teilungserklärungen streitanfällig sind, müssen die Gerichte entscheiden. Das ist für die beteiligten Eigentümer mit Kosten verbunden. Häufige Streitfälle sind

  • Auslegung von Bestimmungen: In einigen Fällen kann es zu Meinungsverschiedenheiten über die Auslegung bestimmter Bestimmungen in der Teilungserklärung kommen. Zum Beispiel könnte ein Streit darüber entstehen, ob bestimmte Gebäudeteile zum gemeinschaftlichen Eigentum gehören oder ob eine bestimmte Nutzung erlaubt ist. Gerichte können in solchen Fällen die Bestimmungen der Teilungserklärung analysieren und Auslegungen vornehmen, um den Streit beizulegen.
  • Rechte und Pflichten der Wohnungseigentümer: Konflikte können auch entstehen, wenn es um die Rechte und Pflichten der Wohnungseigentümer gemäß der Teilungserklärung geht. Dies kann beispielsweise Fragen zur Nutzung von Gemeinschaftseinrichtungen, zur Verwaltung der Wohnanlage oder zur Zahlung von Gebühren und Kosten betreffen. Gerichte können in solchen Fällen feststellen, ob ein Wohnungseigentümer seine Pflichten verletzt hat oder ob ein anderer Wohnungseigentümer seine Rechte beeinträchtigt hat.
  • Finanzielle Fragen: Streitigkeiten über finanzielle Angelegenheiten können ebenfalls Gegenstand von Gerichtsverfahren sein. Dies kann die Verteilung der Kosten für Instandhaltung und Reparaturen betreffen, die Berechnung von Beiträgen zu den Gemeinschaftskosten oder die Frage, ob eine bestimmte Sonderzahlung gerechtfertigt ist. Gerichte können in solchen Fällen die Bestimmungen der Teilungserklärung sowie die geltenden Gesetze und Präzedenzfälle berücksichtigen, um eine Entscheidung zu treffen.

Musterfälle sind selten, denn die Erfahrungen zeigen, dass die gerichtlichen Entscheidungen von Fall zu Fall unterschiedlich sein können und stark von den spezifischen Fakten und Umständen des jeweiligen Falles abhängen. Es ist ratsam, im Zweifelsfall einen Rechtsanwalt zu konsultieren, der über fundierte Kenntnisse im Bereich des Wohnungseigentumsrechts verfügt.

Fazit:

Die Teilungserklärung ist ein wesentliches Dokument für Wohnungskäufer, da sie die rechtlichen und organisatorischen Aspekte des gemeinschaftlichen Eigentums regelt. Man sollte sich vor einem Kauf gründlich mit dem Inhalt der Teilungserklärung vertraut machen, um die Bedingungen, Verpflichtungen und Einschränkungen des gemeinschaftlichen Lebens in der Wohnanlage zu verstehen.

Eine sorgfältige Prüfung der Teilungserklärung hilft Wohnungskäufern dabei, bessere Kaufentscheidungen zu treffen und zukünftige Unannehmlichkeiten zu vermeiden.

Quellen

Wohnungseigentumsgesetz (WEG)

Bistrourteil: Urteil des Amtsgerichts Hamburg-Blankenese; AZ: 539 C 6/20, 24.11.2021

siehe auch iurado.de: In der Teilungserklärung als gewerbliche Einheit ausgewiesenes Sondereigentum darf zum Betrieb einer Gaststätte genutzt werden; §§ 9a, 14 WEG

weitere Recherchen mit Unterstützung von chat.openAI.com

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