Die eigene Immobilie als Altersvorsorge

Das Rentenniveau sinkt und gleichzeitig steigt das Rentenalter. Das bedeutet für viele Menschen, dass sie sich selbst Gedanken um ihre Altersvorsorge machen müssen. Eine eigene Immobilie erscheint in diesem Bereich lukrativ. Denn für viele Menschen ist eine abbezahlte Wohnung oder ein Haus ein erstrebenswertes Anlageziel.

Gerade in bewegten Zeiten wie heute bietet ein abbezahltes Eigenheim Sicherheit und Geborgenheit. Auch wenn die Kreditzinsen zuletzt angestiegen sind, es gibt immer Möglichkeiten, wie junge Leute ein Eigenheim oder eine Eigentumswohnung kaufen können, z.B. mit Förderung von Vater Staat.

Ein Eigenheim kann jedoch noch mehr: was viele nicht wissen: man kann die abbezahlte Immobilie auch wieder zu Geld machen und dennoch darin wohnen bleiben. Das Modell heißt Leibrente. Dieser Ratgeber zeigt Möglichkeiten auf, eine Immobilie als Vorsorge für das Alter zu nutzen.

die eigene Immobilie als Altersvorsorge: Bild zeigt 100 Euro Schein der als Haus gefaltet ist
moerschy auf pixabay

Immobilien als Kapitalanlage sind bekannt. Doch wie ist es mit der Option, das Haus oder die Eigentumswohnung als Altersvorsorge zu nutzen?

Eine eigene Immobilie – wann ist der richtige Zeitpunkt für den Kauf?

Vor allem junge Menschen und Berufseinsteiger fragen sich, wie sie den Immobilienkauf überhaupt angehen sollen. Welche Kriterien muss eine Immobilie erfüllen, die auch als Altersvorsorge dienen soll? Und wann sollten sich potentielle Käufer um eine Wohnung oder ein Haus bemühen? Die Antwort auf diese Fragen hängt stark von den eigenen Bedürfnissen ab. Denn jemand, der im Alter selbst in seiner Immobilie wohnen möchte, hat andere Ansprüche als jemand, der die Wohnung sogleich oder irgendwann später vermieten oder wieder verkaufen will. Deshalb gilt es, sich zunächst Gedanken darüber zu machen, wie und wie lange die Immobilie genutzt werden soll, bevor es an die Suche nach passenden Eigentumswohnungen oder Häusern geht.

Der richtige Zeitpunkt ist ebenfalls nicht pauschal festzulegen. Es kommt sowohl auf die finanzielle Situation an als auch auf die Lebensplanung.

Fazit: Grundsätzlich gibt es kein „zu früh“ oder „zu spät“ für die Investition in eine Wohnung oder ein Haus. Wichtig ist die individuelle finanzielle Situation. Hier kann ein klärendes Gespräch mit einem Finanzberater oder einem Immobilienberater helfen.

Frühzeitig starten macht die Finanzierung einfacher

Grundsätzlich gilt, dass ein potentieller Käufer für die eigene Immobilie mindestens zehn bis 15 Prozent der Kaufsumme als Eigenkapital mitbringen sollte. Mehr ist rechnerisch zwar oft besser, aber nicht immer sinnvoll. Empfohlen wird zumindest die Nebenkosten des Erwerbs aus dem Eigenkapital zu finanzieren. Viele Banken bieten Kreditkonditionen, die sich an die Lebenssituation der Darlehensnehmer anpassen lassen. Man kann die Tilgung erhöhen oder senken, oder zeitweise sogar aussetzen. Niemand muss befürchten, den Kredit dauerhaft nicht stemmen zu können! Meistens sind die ersten 5 Jahre die härtesten, denn in dieser Phase heißt es sparen, sparen und nochmal sparen. Wer diese Phase „überstanden hat“ kann sich oft schon etwas zurücklehnen, denn dann ist der erste Teil der Immobilie abbezahlt.

Spannend wird die selbstgenutzte Immobilie im Alter

Ist die eigene Immobilie abbezahlt, ist das Ziel von der eigenen Immobilie als Altersvorsorge erreicht. Allerdings ist ein schuldenfreies Haus auch kein Garant für ein sorgloses Leben. Im Alter steigen die Lebenshaltungskosten oft stetig weiter. Instandhaltungen fürs Eigenheim sowie höhere Kosten für die Gesundheit müssen bewältigt werden. Wenn die Rente nicht reicht, kann das auch in der eigenen Immobilie schwierig werden. Hier kommt nun die Leibrente ins Spiel. Dieses Modell ermöglicht es, aus der eigenen Immobilie eine Rente zu beziehen und gleichzeitig darin weiter wohnen zu können.

So funktioniert die Leibrente

Ist die Immobilie ausgesucht, stellt sich die Frage, wie sie später für die Altersvorsorge genutzt werden soll. Hier gibt es verschiedene Möglichkeiten. Eine ist die sogenannte Leibrente. Bisher nutzen überraschend wenig Menschen diese Altersvorsorge. Das liegt daran, dass sie nicht wissen, wie das Konzept funktioniert. Deshalb folgt nun eine Erklärung der Leibrente.

Beim Modell der Leibrente verkauft der Besitzer zunächst seine Immobilie. Von einem klassischen Verkauf unterscheidet sich dies allerdings darin, dass der Eigentümer zum einen ein lebenslanges Wohnrecht behält und zum anderen vom Käufer eine monatliche Rente erhält. Diese Rente ersetzt den klassischen Kaufpreis. Die Immobilie geht gleichzeitig in den Besitz des Käufers über. Er kauft also eine Kapitalanlage in Form einer monatlichen Ratenzahlung. Quelle: Finanzen.de.

Tipp: weitere Modelle, wie eine Immobilie im Alter für die Rente genutzt werden kann, diskutieren wir in unserem Ratgeber Immobilienrente.

Vorteile für den ehemaligen Eigentümer

Diese Form der Altersvorsorge bietet gleich mehrere Vorteile. Zunächst muss sich der Eigentümer keine Gedanken darüber machen, wo er im Alter wohnt. Er erhält ein Wohnrecht auf Lebenszeit, das nicht durch Eigenbedarf oder einen Erbfall berührt wird. Zweitens erhält der ehemalige Eigentümer regelmäßige Zahlungen, die als Rente verwendet werden. Übrigens: Hier gibt es die Option der Zeitrente. Dabei wird der Zeitraum flexibel angepasst, beispielsweise auf 20 Jahre. Dies ist vor allem dann sinnvoll, wenn der Immobilienverkäufer noch verhältnismäßig jung ist. Der bisherige Eigentümer muss außerdem keine Investitionen in das Haus oder die Wohnung tätigen, da diese Pflicht dem neuen Eigentümer obliegt. Wer seinen Erben die Immobilie überlassen will, kann auf diese Weise die Schenkungssteuer umgehen. Quelle zur Schenkungssteuer: Vlh.de.

Die Höhe der Leibrente wird anhand des Verkehrswerts der Immobilie und des Werts des Wohnrechts errechnet. Ein unabhängiger Gutachter kann hierbei helfen.

die eigene Immobilie als Altersvorsorge: Bild zeigt großes haus mit Gartenterrasse und Rasen
Ein Traum vieler Immobilienbesitzer ist es, den Lebensabend in den eigenen vier Wänden verbringen zu können.

Im Alter keine Miete zahlen – so klappt‘s

Wer seine Immobilie nicht veräußern will, sollte sich im Vorfeld des Kaufs informieren, in welchem Zeitraum die Immobilie abbezahlt sein wird. Die meisten Käufer finanzieren ihre Wohnung oder ihr Eigenheim mit Fremdkapital. In der Regel wird dazu ein Kredit genutzt. Dieser muss dann in den folgenden Jahren monatlich abbezahlt werden. Hinzu kommen Grundsteuer und Nebenkosten, die zusätzlich anfallen. Wer also klug kalkuliert, kann eine Eigentumswohnung oder das Haus innerhalb von zehn bis 20 Jahren abbezahlen. Die monatliche Rückzahlung eines Darlehens entfällt. So sind nur noch Grundsteuer und Wohnnebenkosten fällig. Daneben kommt es zu weiteren Dingen, die Immobilienkäufer beachten sollten:

Barrierefreiheit

Wer auch im Ruhestand noch in seiner eigenen Immobilie leben will, muss vorausschauend planen. Der Klassiker ist hier vermutlich das Badezimmer. Die Tür muss breit genug für einen Rollstuhl sein, ebenso sollte das Waschbecken unterfahrbar bleiben. Eine ebenerdige Dusche ist sinnvoll, um die Hürde eines Wannenrands zu umgehen. Außerdem ist es ratsam, dass an der Treppe ein Treppenlift angebracht werden kann. Wer Bestandsimmobilien besichtigt, sollte auf diese Dinge achten.

Lage

Bei der Lage ist es ratsam, darauf zu achten, dass die Immobilie gut angebunden ist. Im Alter fällt es oft schwer, sich weit von zu Hause zu entfernen. Ärzte, Krankenhäuser, Supermärkte und andere Dinge des täglichen Bedarfs sollten deshalb in fußläufiger Entfernung oder gut mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen sein.

Garten

Ein Garten ist zwar schön, macht aber auch Arbeit. Wer trotzdem nicht darauf verzichten will, sollte sich Gedanken machen, im Alter einen Gärtner zu engagieren. Ansonsten ist es sinnvoll, dass das Grundstück nicht allzu groß ist, um den Pflegeaufwand im Alter gering zu halten.

Wichtig: Rücklagen bilden

Reparaturen, Instandsetzungsmaßnahmen und Renovierungen gehen oft ganz schön ins Geld. Hier müssen Eigentümer vorplanen. Mit der Altersrente lassen sich vor allem größere Reparaturen nicht mehr stemmen. Es gilt also, bereits während der Berufstätigkeit Geld auf die sprichwörtliche hohe Kante zu legen. Hiervon lassen sich Instandhaltungen und Renovierungen dann bequem finanzieren.

die eigene Immobilie als Altersvorsorge, Bild zeigt kleines Hausmodell, davor Hausschlüssel
Im Alter ist das Eigenheim zu groß? Dann lässt es sich ganz einfach an jüngere Leute vermieten.

Im Ruhestand als Vermieter agieren

Wer im Alter nicht selbst im Eigenheim oder der Eigentumswohnung leben kann oder will, kann als Vermieter Kapital aus seiner Immobilie herausholen. So erhält der Eigentümer regelmäßige Mieteinnahmen, die wiederum die eigene Miete zahlt. Denn natürlich muss der Eigentümer auch irgendwo leben. Da die neue Wohnung in der Regel kleiner ist als die Immobilie, sind die Ausgaben hier kleiner als die Einnahmen. Der Vermieter erhält so einen Zuschuss zur Altersrente und muss zusätzlich die Miete nicht aus eigener Tasche zahlen.

Allerdings ist es so, dass Mieteinnahmen selbstverständlich versteuert werden müssen. Die Instandhaltung und Renovierungsarbeiten sind ebenfalls vom Vermieter zu leisten. Wer bereits unter Krankheiten leidet, sollte also mit Vorsicht an dieses Prinzip herangehen. Möglicherweise ist hier ein Verkauf oder die Übergabe der Immobilie an Erben eine bessere Idee.

Notwendig: Andere Komponenten der Altersvorsorge nicht vergessen

Eine Immobilie kann eine gute Altersvorsorge darstellen. Wichtig ist, dass Eigentümer darüber nicht die anderen Möglichkeiten der Vorsorge vergessen. Denn es ist nicht rentabel und leider relativ riskant, nur auf eine einzelne Option zu setzen. Sinnvoller ist es, verschiedene Modelle zu kombinieren und sich so die bestmögliche Altersvorsorge zu sichern.

Bilder:

Abb. 1: Pixabay.com © moerschy (CC0 Creative Commons)

Abb. 2: Pixabay.com © midascode (CC0 Creative Commons)

Abb. 3: Pixabay.com © Schluesseldienst (CC0 Creative Commons)

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